Gartentipp: Schlaues Schneeglöckchen

Gartentipp Schneeglöckchen 1„Im Frühling begrüßt man jedes Blümchen mit Handschlag.“ sagt unsere Tante Erika immer - und die muss es wissen, denn sie ist eine Gartenfee mit über siebzigjähriger Erfahrung. Und ich glaube, über wenige Blumen freuen wir uns so sehr, wie über unsere Schneeglöckchen! Wenn man aber genauer hinsieht, bemerkt man doch Unterschiede zwischen Schneeglöckchen und Schneeglöckchen. Im Großen und Ganzen unterscheidet man zwischen Galantus und Leucojum. Beide gehören übrigens zur Familie der Amaryllis-Gewächse. Die Galantus-Arten sind die Schneeglöckchen mit den Dreizipfeligen Blüten. Hier gibt es verschiedene Arten. Galantus nivalis (der Klassiker), Galantus wowronii (hat breitere Blätter), Galantus elwesii ( großblumiges Schneeglöckchen), Galantus caucasicus (verträgt auch rauheres Klima), Galantus plicatus und noch einige mehr.

Landläufig wird auch die Frühlingsknotenblume als Schneeglöckchen bezeichnet. Hier unterscheidet man nach Frühlingsknotenblume (Leucojum vernum), Sommer-knotenblume (Leucojum aestivum) und Herbstknotenblume (Leucojum autumnale). Die Frühlingsknotenblume erfreut uns von Februar bis März. Sie wird abgelöst von der Sommer-Knotenblume, die vom März bis Ende Mai, sogar bis in den Juni blüht. Im Herbst folgt Leucojum autumnale, die ich allerdings nur in der Literatur gefunden habe, aber leider noch nie in Echt gesehen habe.

Geeignete Standorte für Schneeglöckchen sind feuchte-halbschattige Wiesen oder lichte Laubwälder. Gerne findet man sie unter Haselnuss-Sträuchern und in Buchenwäldern, deren Laubdecke sie im Winter besonders schätzen. Sie lieben feuchte, nährstoffreiche, mäßig saure, kalkhaltige Ton- und Lehmböden. Wer Schneeglöckchen im Garten versetzen möchte, sollte die Tuffs gleich nach der Blüte teilen und sie am neuen Standort ca. 8 cm – 10 cm tief setzen und danach gut feuchthalten. Am besten setzt man Schneeglöckchen dort im Garten, wo nicht unbedingt gemäht werden muss, damit die Blätter in Ruhe einziehen können, um uns im nächsten Jahr mit ihrer Lieblichkeit wieder zu erfreuen. Lässt man sie in Ruhe, werden sie sich bald vermehren.

Schneeglöckchen sind auch ein Geheim-Tipp für wühlmaus-geplagte Gärtner, da sie giftig sind und von den ungeliebten Nagern gemieden werden. Im Naturbestand sind die Pflanzen streng geschützt und dürfen nicht entnommen werden. Die Knöllchen der Frühlingknotenblume (Leucojum vernum) sind im Handel selten und teuer. Sollten Sie jedoch die Gelegenheit haben, lohnt es sich unbedingt, diese zu erwerben, da sie sich bei zusagendem Standort willig vermehren und jedes Jahr prächtiger werden.

Schneeglöckchen haben als echte „Winterpioniere“ ein ganzes Sortiment an Tricks und machen aus den winterlichen Widrigkeiten das Beste, denn ihr frühes Blühen bedeutet einen großen Konkurrenz-Vorsprung beim Bestäuben. Um dies zu verwirklichen, nutzen Schneeglöckchen und Krokusse den Prozess der Thermogenese. Das heißt, sie erzeugen beim Wachstum in ihren Knöllchen aktiv Wärme (bis zu 10 Grad Celsius!). Damit schmelzen sie sich durch den Schnee. Die Energie der Sommermonate wandeln sie in Zucker und Aminosäuren um und lagern einen zuckerhaltigen, hauseigenen Frostschutz im Zellplasma ihrer Blättern und Blüten ein, der sie vor Kälte schützt. Auch begünstigt die Form und Oberfläche der Blättern und Blüten das Abgleiten des Schnees von der Pflanze. Ein weiterer Trick der Frühlingsknotenblumen ist, dass sie – kaum, dass sie aus der Erde spitzen- bereits ihre Knospen öffnen. Dadurch können sie praktisch sofort in den ersten schönen Tagen von Insekten bestäubt werden. Der Blüten-Stängel wächst erst im Laufe der Zeit in die Länge und kann, meiner Beobachtung nach, 25 cm bis 30 cm lang werden. Der lange Stängel ist später dann auch einer der Verbreitungsmechanismen. Die grüne Samenkapsel am Endes des Stängels zieht diesen langsam zu Boden und wird auf diese Weise ganz sanft ca. 30 cm neben der Mutterpflanze abgesetzt. In der Literatur fand ich den Hinweis, dass Ameisen bei der Verbreitung eine Rolle spielen, was ich selbst aber noch nie beobachten konnte. Der wichtigste Ausbreitungsweg ist jedoch die Teilung der Blumenknolle, so dass Schneeglöckchen nach einigen Jahren große Tuffs bilden. Das sollte man bei der Pflanzung der Knöllchen im Auge behalten und diese ruhig mit etwas Abstand pflanzen, um den Blumenknöllchen Spielraum zur Teilung zu lassen.

Sinnvoll kann es auch sein, sich im Frühjahr ein paar Notizen oder Fotos zu machen, wo im Herbst die Knöllchen in die Erde sollen. Denn haben die Schneeglöckchen einmal eingezogen, weiß man deren Standorte nicht mehr genau. Aber nun Theorie beiseite – genießen wir ihren Zauber jetzt!

(Text/Foto: G. Damm)

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