Die Amsel |
Ein ausdrucksstarker Städter |
Es ist wirklich merkwürdig: Wenn Amseln singen, singen sie so süß wie Nachtigallen. Womöglich noch süßer und einfallsreicher. Doch wenn sie schimpfen, dann schimpfen und zetern sie wie Autofahrer bei Blechschaden. Erich Kästner beschreibt damit nur zwei besonders auffällige der überaus vielfältigen Lautäußerungen der Amsel. Der laut flötende Reviergesang, vorgetragen von Dach firsten, Antennen oder Baumwipfeln, bringt auch dem Großstädter einen Hauch von Frühlingserwachen. Schließlich hat sich die Am sel innerhalb weniger Jahrzehnte vom scheuen Waldvogel selbst zum gewieften Städter entwickelt, der noch in der kleinsten Balkon nische nistet - manchmal viermal pro Jahr! Das Leben in der Stadt birgt zwar manche neue Risiken, den dichten Autoverkehr zum Beispiel, andererseits lässt sich hier der Winter oft besser überste hen. Auch meiden viele Feinde die Nähe des Menschen. Den Jun gen hilft die Lautsprache der Eltern, sich in der fremden Umwelt zurechtzufinden. Lautes »tix tix tix« warnt vor Gefahr am Boden, etwa einer anschleichenden Katze. Ein lang gezogenes, hohes »ssieh« bedeutet dagegen Luftalarm. |
Und so zwitschert die Amsel |