Rückhaltebecken muss kommen
Feldkirchen-Westerham - Umstritten ist nach wie vor das seit fast zehn Jahren geplante Hochwasserrückhaltebecken zwischen Feldolling und Vagen. Doch gerade nach dem jüngsten Hochwasser ist dessen Bau wichtiger denn je. Dieser Meinung ist neben den Verantwortlichen des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim auch die Mehrheit des Gemeinderats von Feldkirchen-Westerham. Ausdrücklich unterstützt das kommunale Gremium die rasche Umsetzung der Schutzmaßnahmen für Mangfall und Leitzach.
Erstmals in der Gemeindegeschichte lief die Mangfall - zwischen Klärwerk und ehemaliger Eisenbahnbrücke - über den Damm.
Auf das Hochwasserbecken zwischen Feldolling und Vagen kann nicht verzichtet werden, das betonte eingangs der Diskussion Paul Geisenhofer, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim. "Sie und auch wir hätten an diesem regenreichen Wochenende Anfang Juni ruhiger schlafen können, wenn wir dieses Becken schon gehabt hätten und es fluten hätten können", so Geisenhofer. Niemals hätte er gesagt, dass Feldolling für die Überflutungen der Mangfall und die dadurch entstandenen hohen Schäden verantwortlich gemacht werden kann. Geisenhofer verteidigte auch den mit dem Landratsamt Rosenheim abgesprochenen Durchbruch des Mangfalldamms, "denn damit konnte eine leichte Entspannung der kritischen Situation erreicht werden."
Dass durch das Feldollinger Rückhaltebecken auf die Bewirtschaftung des Tegernsees (Gesamtfläche von rund zehn Quadratkilometern) verzichtet werden könne, erteilte der Baudirektor eine klare Absage. Denn: "Wenn wir vor einem Starkregen den Tegernsee um 30 Zentimeter absenken würden, könnte er drei Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen" - jedoch: "Im Tegernsee können nur 20 Prozent der Niederschläge zwischengelagert werden, die anderen 80 Prozent kommen erst zischen Gmund und Westerham dazu. Hinzu kommt erschwerend, dass der Tegernsee von etwa einem halben Dutzend Wildbächen gespeist wird", so Geisenhofer und Bauoberrat Christoph Wiedemann übereinstimmend.
Die beiden erinnerten auch daran, dass bereits mehrere Retentionsflächen schon angelegt worden sind, beispielsweise an der Weissach mit einem Volumen mit 700000 Kubikmetern. Um den Tegernsee aber überhaupt gezielt absenken zu können - dies ist nur über die Mangfall möglich - müsste zuerst das alte Schuhmannwehr erneuert werden.
Als sofortige Reaktion auf die jüngsten Überflutungen befürwortete der Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat nun mehrheitlich einen noch zügigeren und rascheren Ausbau der Hochwasserschutzmaßnahmen für Gewässer der I. Ordnung an Mangfall und Leitzach. Gleichzeitig soll der Freistaat Bayern im Hochwasserschutz-Gesamtkonzept die von der Gemeinde und verschiedenen Bürgern vorgebrachten Anregungen in der Planung berücksichtigen. Vor allem soll geprüft werden, ob in den Oberläufen von Mangfall und Leitzach sowie im Bereich Tegernsee nicht noch weitere zusätzliche Retentionsflächen geschaffen werden können.
Diesen Beschluss wollten die Feldollinger Freie-Wähler-Räte Sepp Hupfauer und Georg Glas aus mehreren Gründen nicht mittragen. Zum einen befürchten sie, das damit der im September 2008 vom Gemeinderat einstimmig gefasste Beschluss nicht mehr nachhaltig vertreten werde. Dieser besagt unter anderem, dass alle aktuellen Planungen so lange eingestellt werden müssen, bis in den Oberlaufgemeinden von Mangfall und Leitzach zusätzliche Aktivitäten und entsprechende Planungen für Retentionsflächen erkennbar sind. Zum anderen verwiesen die Räte darauf, dass laut Wasserwirtschaftsamt die öffentliche Auslegung der Pläne für das Hochwasserrückhaltbecken Feldolling erst nach den Sommerferien erfolgen soll. "Als direkt betroffene Grundstücksbesitzer wollen wir erst die fertige Planung abwarten, um deren Auswirkungen einschätzen zu können", so Hupfauer gegenüber Zeitung.
me