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ERZIEHER FORDERN ECHTE WAHLFREIHEIT FÜR FAMILIEN

230310 Kiga VagenKita-Leiterinnen schlagen Alarm: „Vielen Kindern im Mangfalltal fehlt die Alltagskompetenz“

Sind viele Kinder nicht mehr reif für den Kindergarten? Erzieherinnen aus dem Mangfalltal plädieren für mehr Zeit, um die Eltern-Kind-Beziehung aufzubauen. Sie beobachten, dass immer mehr Kinder mit drei Jahren kaum sprechen können, noch gewickelt werden müssen, und sie der Kindergartenalltag überfordert.

„Viele Kinder sind noch nicht reif für eine Kindereinrichtung“, schlagen Kita-Leiterinnen aus dem Mangfalltal Alarm. Für sie ist der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem ersten Lebensjahr das falsche Signal. Sie fordern, das Basiselterngeld länger zu zahlen, damit Familien mehr Zeit für den Start ins Leben haben.

Mangfalltal – Haben sich die Kinder verändert? „Sie können nicht mehr analog spielen. Sie wundern sich, wenn ein Puzzle-Teil nicht von allein an den richtigen Platz rutscht, wenn sie es antippen“, beschreibt Christine Egert aus Bad Aibling. Mit drei Jahren können viele noch nicht sprechen, müssen gewickelt werden, stehen aber beim Zwergerlkurs schon auf den Brettern.
„Da läuft etwas schief“, mahnen die Leiterinnen von neun Kindereinrichtungen aus dem Mangfalltal an. „Für den Großteil der dreijährigen Kindergarten-Kinder bräuchten wir eigentlich einen Krippenschlüssel, also eine engmaschigere Betreuung als eigentlich vorgesehen“, sagt Barbara Reiser aus Beyharting. In Bayern kommen nach dem „Personalschlüssel“ in Krippengruppen durchschnittlich 3,7 Kinder auf eine Fachkraft, in Kindergartengruppen sind es 8,3 Kinder. „Das entspricht aber nicht mehr dem tatsächlichen Bild der Kinder“, weiß auch Natascha Wittling aus Bad Aibling.

Haben Eltern das Urvertrauen in sich selbst verloren?
Doch woran liegt das? „Ich glaube, dass viele Eltern ihr Urvertrauen in sich selbst verloren haben“, meint Andrea Steiner aus Vagen. Der Anspruch auf Perfektionismus und der Wunsch, sein Kind für ein gut situiertes Leben unbedingt aufs Gymnasium und zum Studium schicken zu wollen, erzeuge enormen Druck und verunsichere gleichzeitig: „Sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie die Kinder zu früh in die Kita schicken, und sie sich eigentlich noch gar nicht lösen wollen. Gleichzeitig befürchten sie aber, dass die Kinder etwas verpassen und in einer Kita vielleicht besser gefördert werden könnten als bei ihnen zu Hause.“
Die Folge seien aber keine kleinen Genies, sondern überbehütete Kinder. „Das Kind bekommt von den Eltern die volle emotionale, materielle und finanzielle Aufmerksamkeit“, beschreibt Barbara Reiser. Vielen Eltern falle das Loslassen enorm schwer. Ein Beispiel aus der Praxis: Bei einer Wanderung, so berichtet eine der Kita-Leiterinnen, sei eine Mutter der Gruppe mit dem Auto hinterhergefahren – für den Fall, dass es ihre Tochter nicht auf eigenen Beinen bis zum Ziel schaffe. Oder aber, und auch das bestätigten alle Kita-Leiterinnen: „Die Eltern müssen tagsüber in die Kita gerufen werden, weil ihre Kinder sich nur von ihnen wickeln lassen wollen.“

Mehr „Wochenarbeitszeit“ als ein Erwachsener
Hinzu komme ein extremes Überangebot: „Immer mehr Kinder besuchen die Kita und sind danach noch zusätzlich in der musischen Förderung oder in einem Sportverein und so mindestes 45 Stunden in der Woche auf Achse. So viel Wochenarbeitszeit hat kaum ein Erwachsener“, beschreibt Andrea Marschner aus Bad Aibling und wünschte sich, „dass man ihnen die Kindheit nicht raubt, sondern ein Kind einfach Kind sein lässt“.

Auch Regeln gehören zur Erziehung
Im Gegensatz dazu beobachten die Pädagoginnen aber fehlende Alltagskompetenzen – ganz abgesehen vom Toilettengang oder dem Abräumen des Tisches. „Die Kinder müssen lernen, zu kommunizieren. Sie sollten sich selbst wahrnehmen, aber auch anderen anderen gegenüber achtsam sein, um zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen und mit anderen in der Gemeinschaft spielen zu können. Sie müssen auch mit Emotionen und Stress selbstständig umgehen, Entscheidungen treffen und Probleme lösen können. Und sie müssen lernen, dass es bei aller Freiheit auch Regeln gibt, an denen man sich in einer Gemeinschaft orientieren muss“ , beschreibt Barbara Reiser Defizite, die bis zum Schuleintritt ausgeglichen werden müssen.

Die Eltern, da sind sich die Kita-Leiterinnen einig, sollten in der Erziehung ihrer Kindern wieder stärker darauf achten, diese Alltagskompetenzen zu fördern. „Dann würde in den Kitas auch wieder mehr Zeit für die eigentliche Bildungsarbeit bleiben“, macht Reiser deutlich.

Team Kindergarten Vagen

Quelle: OVB-Heimatzeitung

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