33. Vagener Schlossserenade an romantischem Sommerabend
Lange Fahrzeugreihen säumten die Dorfstraßen Vagens am vergangenen Samstag, als schier unzählige Besucher aus nah und fern versuchten, einen einigermaßen nahe gelegenen Parkplatz zum bekanntesten Sommerevent in der Gemeinde schlechthin zu bekommen. Ein Freiluftkonzert dieser Größenordnung zu organisieren ist wahrlich eine Herkulesaufgabe. Umso mehr freuten sich die Verantwortlichen und Akteure, dass die Wetterprognose eindeutig positiv ausgefallen war.
So begann sich auch schon weit vor Beginn der Schlosspark der Familie von Aretin, den die Aktiven der Vagener Musi bestens mit Stühlen und Bänken ausgestattet hatten, mit Zuhörern zu füllen.
Viele serenadenerprobten Anhänger, insbesondere Familien, machten es sich auf mitgebrachten Stühlen, Liegen und Decken auf dem Schlossrasen bequem. Wer sich nicht selbst mit Getränken, Prosecco, Wein und anderen mitgebrachten Leckereien versorgt hatte, konnte sich an Verkostungsständen des Veranstalters erfrischen, um den Abend wirklich in vollen Zügen zu genießen.
Der Hauptorganisator der Schlossserenade, Siamak Golshani, konnte in monatelanger, aufwändiger Organisation wieder engagierte Mitwirkende finden. Und die Suche hat sich gelohnt, stellte er doch ein Programm zusammen, das so vielfältig wie anspruchsvoll war. Allerdings hatte das Schicksal eine kleine Fleißaufgabe für ihn parat. Wenige Stunden vor Beginn des Musikabends musste eine Besetzung aufgrund plötzlicher Erkrankung absagen. Die Lücke, die die Gruppe dadurch hinterließ, war zwar groß, konnte aber durch das Organisationstalent Golshanis adäquat geschlossen werden. Kurzerhand rekrutierte er einige Musikantinnen und Musikanten aus dem Umfeld der Serenadenmusizierenden und formierte eine neue Besetzung. So konnte die „Vagener Telefonmusi“ die „Dreder Geigenmusi“ würdig vertreten.
Mit der Fantasie „Festivo“ von Dr. Michael Stacheter – der Komponist bereichert das Orchester seit vielen Jahren als Tubist und Kontrabassist – eröffnete die Musikkapelle Vagen den Abend, gefolgt von der „Vagener Telefonmusi“ mit dem „Gerstreit Walzer“ und dem Chor „Trisono“ aus Kirchdorf am Haunpold, die das allseits bekannte „Hallelujah“ von Leonhard Cohen zum Besten gaben. Nach dem seit vielen Jahren an der Serenade teilnehmenden Chor konnte eine neue Gruppierung um den Klarinettisten Andreas Rumpel, das „Vagener Schlossquintett“, mit dem „Vinzentius Festmarsch“ von Karl Edelmann aufwarten. Aus den Reihen der Vagener Musikkapelle setzten zwei B-Klarinetten, eine Baßklarinette und zwei Waldhörner die Edelmannschen Arrangements äußerst gefühlvoll in Szene. Vom höchsten Balkon des Vagener Schlosses aus stimmten die Vagener Turmbläser eine „Intrade“ von Johann Christoph Pezel an. Das Bläserquartett, angeführt vom ehemaligen Leiter der Kolbermoorer Stadtsing- und Musikschule Eduard Berger, ließ damit - passend zum Ort der Veranstaltung – barocke Musik erklingen. Zum Ersten Mal war der Heufelder Kirchenchor mit Leiter Markus Wallner in Vagen zu Gast. Sie feierten Ihren musikalischen Einstand mit einem „Fest der Freude“ von Marc Antoine Charpentier. Die Melodie seines Te Deums dürfte vielen auch als Fanfare bei Fernsehübertragungen im Rahmen der Eurovision bekannt sein.
Den zweiten Liederblock begann wiederum das große Orchester der Vagener Musikkapelle, die vom Leiter der Musikschule Feldkirchen-Westerham, Jürgen Schubert, geleitet wird. Mit der Polka francaise „Bitte schön!“ von Johann Strauß Sohn bat sie die Zuhörer imaginär zum Tanz. Nicht weniger schwungvolle aber modernere Töne ließ Trisono mit „Crazy little thing called love“ der legendären Rockformation „Queen“ hören. Und auch die „Telefonmusi“ hatte mit dem „Pongauer Boarischen“ ein Musikstück auf dem Programm, das gut und gerne getanzt werden hätte können.
Martin Grabert, ein Komponist des ausgehenden 19. Jahrhunderts schrieb das „Turmstück“, welches die Vagener Turmbläser aus luftiger Höhe des mittlerweile in festlicher Abendstimmung beleuchteten Schlosses intonierten. Die „Abendstund“, die sich auch im Park mystisch abzeichnete, spiegelte der Kirchenchor St. Korbinian Heufeld als Stück von Josef Haydn gefühlvoll wieder. Mit dem Stück „I wünsch Dir Glück“ überreichten die Holz- und Blechbläser des Vagener Schlossquintetts den Besuchern nebst den Wünschen auch eine festliche Weise. Der Komponist des einleitenden „Festivo“ steuerte auch für die Vagener Turmbläser ein Stück bei. Mit einer „Romanze“ spielten sie den Ball musikalisch weiter an den Chor „Trisono“, der dem Publikum mit einem leidenschaftlichen „Ehrenwort“ der Schweizer Band „Fäaschtbänkler“ zarte Schauer über den Rücken schickte. Das hätte auch das „kalte Wasserl“ bewirken können, wäre es nicht ein virtuoser vorgetragener Walzer der „Vagener Telefonmusi“ gewesen.
Beim Konzertwalzer Opus 419 „Wiener Bürger“ von Carl Michael Zierer war der Schloßpark schließlich in komplette Dunkelheit gehüllt, was die zwischenzeitlich entzündeten Fackelreihen zusätzlich zur Geltung brachte und zu der der Kirchenchor Heufeld ein „Irish prayer“, ein musikalisches Segensgebet sprach.
In einem letzten Turnus boten Trisono mit Rainhard Fendrichs „Weils d‘ a Herz host, wia a Bergwerk“, die Turmbläser mit der „Masquing Ayre“, die Telefonmusi mit „Im Landl vor den Bergen“ und der Chor St. Korbinian Heufeld mit dem Hymnus „Du lässt den Tag, o Gott, nun enden“ eine stilistisch gemischte Coda, auf welche die Musikkapelle mit dem Konzertmarsch „Everest“ einen beeindruckende Schlussakkord setzte.
Am Ende des Konzertabends verabschiedete sich Siamak Golshani im Namen der teilnehmenden Musikgruppen und sprach deren Dank für die entgegengebrachten Spenden aus, die wie immer an wohltätige Einrichtungen oder Familien mit besonderen Schicksalen weiter gegeben werden. Die Spendenerlöse des letzten Jahres wurden an das Münchner „Projekt Omnibus“ übergeben, das Eltern unterstützt, um ihren Kindern in der Zeit eines schweren Klinikaufenthalts beiseite stehen zu können. Für die hervorragende technische Gestaltung von Licht und Ton bedankte sich Golshani bei Thomas Weber. Es ist eine enorme Herausforderung, bei einer weitläufigen Veranstaltung im Freien eine Beschallung mit solch ausgezeichneter Akustik zu Wege zu bringen.
Mit einer Zugabenrunde bedankten sich die Künstler für den langanhaltenden Applaus und sprachen damit eine herzliche Einladung zur nächsten musikalische Soirée im kommenden Jahr aus.